Zypern hat viele tolle Buchten, Strände und Lagunen zu bieten. Die angeblich schönste ist aber die Blue Lagoon ganz oben im nordwestlichen Zipfel der Insel im Distrikt Paphos. Und einige Anbieter veranstalten Glasboden-Fahrten dorthin. Und fast hätten wir so eine Bootsfahrt gebucht.
Doch dann sind wir durch Zufall auf einen Forenbeitrag gestoßen, in dem jemand erzählt hatte, dass man auch selbst mit dem Boot zur Blue Lagoon fahren könne. Und das sogar ohne Bootsführerschein. Wow, das klang interessant… Ich habe mir in Key West schon einmal ein Speedboat gemietet, die Amis sehen das ja nicht so eng. Aber in Europa?
Also recherchiert – und tatsächlich! In Zypern kann jeder mit einem gültigen KFZ-Führerschein ein Motorboot bis zu 10m fahren. Ganz ohne Bootsführerschein. Wie geil ist das denn?? Damit war die Entscheidung gefallen.
George ist unser Mann
Am Tag darauf also ab ins Auto und früh morgens los Richtung Paphos. Das Boot hatten wir vorher telefonisch bei George’s Boat Hire reserviert – übrigens eine klare Empfehlung für George und seinen Bootsverleih.
George hat seinen Verleih in einem kleinen Hafen in Latsi. Per Google Maps oder Navi ganz leicht zu finden. Ein Parkplatz ist in unmittelbarer Nähe, ebenso wie einge Geschäfte, um noch ein bisschen Proviant, Sonnencreme und andere Utensilien zu kaufen.
In seinem Portfolio hat George über 10 Boote in verschiedenen Preisklassen. Alle Boote scheinen top in Schuss und unterscheiden sich vor allem im Grad der Ausstattung, der Größe und der PS-Anzahl. Sie sind in die Kategorien Standard Line, Luxury Line und Exklusive Line unterteilt. Und dann gibt es noch ein größeres Boot, für das allerdings ein Kapitän mitgebucht werden muss.
Die Exklusive Line war leider bereits ausgebucht, so fiel unsere Wahl auf die etwas kleinere Luxury Line. Für vier Stunden und Benzin haben wir mit etwas Handeln vorab ca. 350 Euro bezahlt. Ein absolut fairer Preis für dieses krasse Erlebnis.
Nach Prüfung des Führerscheins und einer kleinen theoretischen Einweisung ging es auch schon los.
Das 250-PS-Boot ganz für uns allein
An der Küste gibt es neben der Blauen Lagune noch vier weitere Lagunen. George gab uns eine Karte, auf der die Küste inkl. Hinweisen verzeichnet war. Nach einer kurzen Einführung in die Funktionen des Bootes und die Begebenheiten an der Küste fuhr uns ein Mitarbeiter aus dem Hafen heraus aufs offene Meer und übergab uns das 250 PS starke Geschoss. Ab jetzt waren wir auf uns allein gestellt.
Viel falsch machen kann man eigentlich nicht. Vorwärts und rückwärts fahren und lenken wie im Auto (mit einer Verzögerung, die kurz ungewohnt, aber kein Problem ist). Schon fühlten wir uns wie die erfahrensten Skipper. Und im Ernstfall hilft das Funkgerät. Verfahren kann man sich auch nicht – Land linke Schulter geht’s zu den Lagunen, Land rechte Schulter zurück zum Hafen. Machbar. Und falls alle Stricke reißen (oder wie bei einem anderen Boot sich der Anker in den Felsen am Meeresgrund verhakt) patroullieren auch Schlauchboote der Küstenwache, die man problemlos rufen kann und die dann für schnelle Hilfe sorgen.
Das Boot war wirklich schick. Große Liegeflächen mit Lederverkleidung vorne und hinten, einklappbares Sonnendach, Bluetooth für Musik vom Handy, eine Kühlbox gab’s gratis dazu (Eis hatten wir vorher am Hafen besorgt, so hatten wir den ganzen Tag über kalte Getränke und kühle Schoki).
Ein Tipp noch: infomiert euch vorher, wann die Glasbodenboote die Blue Lagoon anfahren (meist 3x am Tag). Da kann es dann durchaus voller werden. Wir haben diese Zeiten gemieden und waren teilweise allein oder fast allein in den Lagunen.
Die Lagunen – mehr als nur die Blue Lagoon
Die fünf Lagunen sind allesamt sehenswert, nicht nur die Blaue. Es handelt sich jeweils um kleine Buchten, in die man mit dem Boot fahren und dort ankern kann. Die Lagunen sind groß genug, dass mehrere Boote dort bequem Platz finden, ohne dass Schwimmen oder Schnorcheln irgendwie gefährlich wird. Allerdings lagen in keiner der Lagunen mehr als 3 oder 4 Boote, teilweise waren wir auch alleine (Anfang Oktober, in der Hochsaison sieht das wahrscheinlich nochmal anders aus).
In einer der Lagunen fällt das Ufer steil als Felsen ins Meer und das Wasser hat das Ufer so stark unterspült, dass sehr hübsche Grotten entstanden sind, in denen es sich optimal schnorcheln lässt. Überhaupt sind die Lagunen toll zum Schnorcheln. Teilweise liegen riesige Felsen unter Wasser, die nicht nur beeindruckend aussehen, sondern auch viele Fische beherbergen.
Unser Fazit
Die Blue Lagoon, aber auch die anderen Lagunen an der Küste, sind definitiv eine Reise wert. Wir sind aber sehr froh, die Option mit dem eigenen Boot entdeckt zu haben und würden das unbedingt wieder so machen. Wer nicht auf Partyboat mit Open Bar und Touristenmeute steht, sondern ein paar ruhige Stunden auf dem Wasser verbringen will, macht hier garantiert nichts falsch.