Wandern abseits jeglicher Zivilisation, mit beeindruckendem Bergpanorama, wilden Tieren und kitschigen Seen direkt unter dem Berggipfel? Im Sequoia National Park und Kings Canyon National Park findest du genau das. Doch der Reihe nach…
Über unseren Aufenthalt im Silver City Mountain Resort hast du ja vielleicht schon gelesen. Dieses kleine Paradies mitten im Nirgendwo ist Ausgangspunkt unserer Wanderung zu den Monarch Lakes, die alle der obigen Anforderungen erfüllt und zu den schönsten Touren gehört, die wir je gemacht haben.
Der frühe Vogel…
Wie so oft empfiehlt es sich auch hier, früh zu starten. Die Wanderung hat es in sich, es geht fast durchgehend bergauf und auf über 3.300 Metern wird es mittags auch im frühen Herbst noch ziemlich warm.
Allerdings ist es um 6 Uhr morgens, als wir mit der Wanderung starten, noch ziemlich frisch. Das Thermometer zeigt leicht unter Null Grad an – dafür sind wir eigentlich nicht ausgestattet. Also Zwiebelschalenprinzip, dann lässt es sich auch mit einer dünnen Übergangsjacke einigermaßen aushalten. Handschuhe und Mütze wünschen wir uns allerdings schon herbei.
Die Wanderung beginnt
Die Wanderung beginnt ca. 15 Minuten Autofahrt vom Silver City Mountain Resort entfernt auf einem Parkplatz. Verfahren kann man sich nicht – rechts führt die Mineral King Road zurück in die Zivilisation (von da sind wir gekommen), links weiter in die Berge (da wollen wir hin). Wir fahren an idyllisch gelegenen Camps vorbei, die derzeit aber wohl nicht bewohnt sind.
Punkt 6 Uhr sind wir am Parkplatz, so warm wie möglich eingepackt und abmarschbereit. Ein umgefallenes Hinweisschild und eine angebrachte Karte markieren den Beginn der Route. Da es wie überall hier oben keinen Handyempfang gibt, haben wir die Karten vorher runtergeladen, so dass wir uns zur Not orientieren können. Ist aber eigentlich nicht nötig, es scheint nur einen Pfad zu geben. Lediglich an einer Abzweigung kurz nach dem Start haben wir die Wahl, folgen aber planmäßig dem Schild, das uns zu den Monarch Lakes führt.
Die gute Nachricht: einige der steilsten und anstrengendsten Parts des Hinwegs kommen direkt zu Beginn. So steil bleibt es zum Glück nicht dauerhaft, die aufkeimende Befürchtung stellt sich später als unbegründet heraus. Es ist aber von Beginn an wunderschön. Ein Bergbach (der, wie wir später sehen, uns den ganzen Weg entlang immer wieder begegnet und aus unserem Ziel, den Monarch Lakes, gespeist wird) plätschert vorbei, in der Ferne zeichnen sich Bergspitzen ab, der Parkplatz wird immer kleiner und verschwindet hinter grasigen und felsigen Hängen, einzelnen Bäumen und Büschen und kleinen Waldstückchen.
Die Luft wird dünner
Je höher wir kommen, desto karger wird die Landschaft. Kein Wunder, die Monarch Lakes liegen auf über 3.300 Metern, also höher als jeder deutsche Berggipfel. Wir merken, dass die Luft dünner wird, die Bäume weniger, die Felsen schroffer.
Der Sawtooth Pass, ein gezackter Bergkamm, der ganz in der Nähe unseres Ziels liegt, zeichnet sich am Horizont ab. Wir folgen dem gewundenen Bergpfad immer höher, entledigen uns nach und nach unserer Zwiebelschichten (mittlerweile übersteigt das Thermometer 20 Grad), cremen regelmäßig nach (die Sonne hier oben ist gnadenlos) und können uns nicht sattsehen an der Landschaft. Der Ausblick ist jeden Schweißtropfen wert und dabei haben wir die Seen noch gar nicht erreicht.
Und dann endlich sehen wir Wasser zwischen den Felsen schimmern. Der Bergbach, der uns direkt zu Beginn der Wanderung begrüßt hat, sammelt sich in größeren Pfützen, wird breiter, strömt an mehreren Stellen über den Weg. Das kann nur eines heißen: die Seen sind nicht mehr weit.
Endlich: Der Monarch Lake
Und tatsächlich: hinter den nächsten Felsen erwartet uns ein grandioser Anblick wie er kitschiger nicht sein könnte. In einem kleinen Tal zwischen schroffen Abhängen und kargen Felsen liegt blau schimmernd und spiegelglatt der erste Monarch Lake. Büsche, Gras und Felsen säumen sein Ufer, die Sonne steht hoch und warm am Himmel. Wir saugen diesen Anblick in uns auf, es ist schöner und friedlicher, als die Bilder hergeben. Kein Geräusch weit und breit, keine Menschenseele, nur wir und der See.
Wir setzen uns am Ufer ins Gras, packen unsere Sandwiches aus (die uns vom Silver City Mountain Resort als Lunchpaket zusammengepackt wurden) und genießen einfach nur die Szenerie. Ich kann es mir natürlich nicht verkneifen, ein Bad im See zu nehmen. Das Wasser ist so klar wie kalt, länger als gefühlte 30 Sekunden halte ich es nicht aus. Die Wassertemperatur dürfte bei ca. 7-8 Grad liegen, es schnürt die Luft ab und tut weh wie kleine Nadelstiche, aber es erfrischt enorm und lässt mich nach dem beschwerlichen Aufstieg wieder vollkommen lebendig fühlen.
Als wir wieder im Gras sitzen, stellen wir fest, dass es gar nicht komplett still ist. Immer wieder hören wir eine Art Bellen. Dank starkem Handy-Zoom sehen wir, dass es von auf dem gegenüberliegenden Felshang herumlaufenden Murmeltieren stammt. Wieder ein Punkt auf der Bucket List abgehakt.
Über die Felswand am Kopfende des Sees fließt Wasser in den Lake. Es kommt vom höher gelegenen zweiten (Upper) Monarch Lake. Augenscheinlich führt der Weg dorthin die Felsen hoch. Nicht schwierig oder gefährlich, uns aber nach drei Stunden Aufstieg einfach zu viel. Wir beschließen, uns mit dem Lower Monarch Lake zufrieden zu geben und uns wieder an den Abstieg zu machen.
Begegnungen mit der lokalen Tierwelt
Auf dem Rückweg sehen wir weitere Teile der lokalen Nahrungskette. Nach den Murmeltieren nun auch eine Familie von Hirschen, die gemütlich im Wald äsen und uns problemlos auf ca. 10 Meter herankommen lassen, bevor sie den Abstand vergrößern.
Vermutlich aus gutem Grund, denn das Ende der Nahrungskette begegnet uns zum krönenden Abschluss des Tages. Wir sitzen schon wieder im Auto auf dem Rückweg vom Parkplatz zum Resort, glücklich und komplett erschöpft, als uns an einer Ranger-Station zwei Passanten auffallen, die neugierig Richtung Waldrand schauen. Und was sehen wir dort? Endlich – einen Bären!
Ich bin jetzt zum fünften Mal in Kalifornischen Parks unterwegs und hatte nie das Glück, einen Meister Petz mit eigenen Augen zu sehen. Und hier spaziert einer einfach so durch die (geschlossene) Ranger Station, als ob ihn kein Wässerchen trügen könnte. Wir wagen uns auf ca. 30 Meter heran, achten peinlich genau darauf, ob er irgendwie reagiert, was er aber nicht tut. Er guckt kurz rüber zu uns, trottet dann aber gemächlich weiter Richtung Waldrand. Wir machen also so viele Fotos, wie wir in den paar Sekunden können, bevor er im Dickicht verschwindet.
Ich kann mein Glück kaum fassen – der definitiv größte Punkt auf der persönlichen Bucket List der kalifonischen Wildnis ist damit auch abgehakt! Ich komme mir vor wie eine Mischung aus Bear Grills und David Attenborough. Allerdings nicht allzu lange. Zurück im Resort erfahren wir, dass die Bären fast täglich im oder am Camp auftauchen, sich sogar an die Hütten heranwagen und am Tag zuvor versucht haben, die Verriegelung einer nicht bewohnten Hütte aufzubrechen. Da sind wir dann doch ganz froh, dass unsere Begegnung mit gebührendem Abstand und auf so friedliche Art und Weise stattfand.
Zurück im Resort wartet ein Abend am Lagerfeuer und Kamin, gegrillte Würstchen, S‘mores und guten Büchern auf uns (Fernsehen und Internet gibt’s ja nicht). Ein weiterer Abend unseres Digital Detox Experimentes weitab vom Schuss.
Unser Fazit zur Monarch Lakes Wanderung
Wir haben an diesem Tag ca. 13 Kilometer bergauf und bergab zurückgelegt und dabei über 870 Höhenmeter durchwandert. Wir haben Bären und Rehe, Berge und Seen, Murmeltiere und Eichhörnchen gesehen. Was wir dagegen kaum gesehen haben: Menschen. An dem kompletten Tag von 6 Uhr morgens bis ca. 15 Uhr nachmittags sind uns ganze 3 andere Wanderteams begegnet (aus jeweils zwei oder drei Menschen). Wir haben also an diesem Tag mehr wilde Tiere getroffen als Menschen. Und das war genau das, was wir uns gewünscht haben.